Erste-Hilfe im Gelände: wenn im Wald ein Mitarbeiter umfällt

Optimal platzierte Erste-Hilfe-Koffer und Sanitätszimmer sind Betrieben vorbehalten, die Mitarbeitende im Firmengebäude beschäftigen. Was aber, wenn die Mitarbeitenden generell oder teilweise draussen im Gelände arbeiten?

Förser fällt Baum
Beitrag vom 20.9.2022

Landwirtschaft, Forst, Bau, Müllabfuhr, Gärtnerbetriebe, Unterhalt – es gibt eine Menge Jobs, die draussen stattfinden und nicht gerade ungefährlich sind. Auch für diese Mitarbeitenden muss die Erste Hilfe sichergestellt werden. Das funktioniert aber häufig nicht ganz so einfach wie in einem Bürogebäude oder einer Produktionshalle.


Der Job

Die erste Herausforderung ist der Job an sich. Wer bei unterschiedlichen Witterungen von Hitze bis Kälte und von Trockenheit bis Niederschlag körperlich arbeitet, ist unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt: von umstürzenden Bäumen über unebenen Untergrund bis zu anspruchsvollen Geräten und Maschinen. Wer sich um die Erste Hilfe dieser Mitarbeitenden kümmern will, muss eine gute Risikoanalyse machen und letztlich auch das Thema Gesundheitsmanagement einfliessen lassen. Die beste Ausrüstung und die beste Vorbereitung nützen nämlich wenig, wenn Mitarbeitende in der Hitze zu wenig trinken und in einer gefährlichen Umgebung in Ohnmacht fallen.


Das Gelände

Im Gelände können Ersthelfer:innen nicht immer innert Sekunden zur Hilfe eilen. Mitarbeitende, die in einen Liftschacht stürzen oder in unwegsamem Gelände verunfallen, müssen allenfalls länger warten, bis Hilfe eintrifft. Wie Ersthelfer:innen in welchem Fall zu Verunfallten gelangen, ohne die eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen, muss geplant und vor allem auch regelmässig geübt werden. Das bietet eine klassische IVR-Ausbildung für Betriebssanitäter:innen selten. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Schulungspartner, damit solche Szenarien zusätzlich geschult werden können – allenfalls auch mit solchen, die spezifische Kurse zur Rettung in der Höhe oder ähnliches anbieten.


Die Ausrüstung

Die dritte Herausforderung bietet die Ausrüstung. Einen sperrigen und schweren Erste-Hilfe-Koffer durch unwegsames Gelände oder in einen engen Schacht zu hieven, kann mühsam bis unmöglich sein. Drei wesentliche Fragen gilt es zu klären:

  • Sind wir mit einem Notfallrucksack allenfalls wendiger unterwegs als mit einem Koffer? Ein Notfallrucksack kann auf dem Rücken getragen werden, weshalb die Ersthelfer:innen beide Hände frei haben und auch in schwierigen Umgebungen, engen Räumen oder unwegsamem Gelände schnell zum Unfallort gelangen.
  • Welches Material ist tatsächlich nötig? Häufig ist weniger mehr, aber das wenige muss das richtige Material sein. Solches, das für unterschiedliche Verletzungsmuster eingesetzt werden kann, bringt mehr als eine Vielzahl von Produkten, unter denen man in der Eile nicht das richtige findet. Und es müssen vor allem Produkte sein, die zeitkritische Notfälle abdecken – zum Beispiel Combifix oder TRAUMA BANDAGE. Allenfalls empfiehlt es sich, ein Erste-Hilfe-Set oder einen Notfallrucksack sowie die passenden Produkte selbst auszuwählen und von einem Anbieter wie Betriebsapotheke.ch entsprechend ausrüsten zu lassen.
  • Wo befindet sich der Notfallrucksack während der Arbeit? Ein fix installierter Erste-Hilfe-Koffer wie in einer Produktionshalle oder ein Sanitätszimmer wie in einem Bürogebäude fehlen im Gelände und es bringt wenig, wenn ein Notfallrucksack weit weg vom Unfallort oder von den ersthelfenden Mitarbeitenden liegt – oder niemand weiss, wo genau er sich derzeit befindet.


«Wenn im Wald ein Baum umfällt, aber niemand ist da und hört es, macht er dann trotzdem Geräusche?»

Über diese philosophische Frage gibt es ganze Abhandlungen. Klar ist: wenn im Wald ein Mitarbeitender umgefallen ist, dann ist er tatsächlich umgefallen. Aber nur wenn jemand das hört oder sieht, kann man ihnen helfen.

Die Alarmierung

Je nach Arbeitseinsatz gibt es klare Richtlinien, ob Mitarbeitende überhaupt alleine arbeiten dürfen. Selbst wenn sie das nicht dürfen – es könnte auch sein, dass beide Mitarbeitende gleichzeitig verunfallen. Was tun? Es gibt Totmannsteuerungen, alarmauslösende Apps oder Smartphones, die auf einen Sturz reagieren und den Notruf wählen. Je nach Einsatzort empfehlen sich unterschiedliche Lösungen zur Alarmierung. Und es kann sich lohnen, bei Arbeitsbeginn die Koordinaten des Arbeitsplatzes zu notieren, damit der Einsatzort im Notfall rascher gefunden werden kann.