Blutungen: Bagatellunfall oder lebensbedrohliche Situation?

Beitrag vom 21.4.2022


Schnitte, Stiche und Kratzer gehören zu den häufigsten Arbeitsunfällen. Meistens können solche Verletzungen mit dem passenden Erste-Hilfe-Material leicht versorgt werden. Aber: Bei schweren und lebensbedrohlichen Blutungen wird die Erste Hilfe äusserst zeitkritisch!

Gemäss der Unfallstatistik der Unfallversicherer machen Schnitte, Stiche und Kratzer rund 20 Prozent aller Arbeitsunfälle in Schweizer Betrieben aus. Die fachgerechte Erst- und Weiterbehandlung von kleinen und grösseren Wunden ist die Voraussetzung für eine unkomplizierte Wundheilung.

Kleinere Bagatellunfälle

Kleinere Wunden – weniger als zwei bis drei Zentimeter lang und weniger als einen halben Zentimeter tief – können Betriebssanitäter und Betriebssanitäterinnen in der Regel selber behandeln. Dazu zählen kleine Schürf-, Schnitt- oder Platzwunden: Patienten hinsetzen oder hinlegen und die Wunde mit einer Kompresse oder einem sauberen Tuch steril zudecken, auf die Wunde drücken und die Kompresse mit Pflasterstreifen oder einem Verband fixieren. Die Wunde kann mit Wundreinigungstüchern oder -sprays, aber nicht mit Alkohol gereinigt werden.

Grössere Verletzungen

Bei der Ersten Hilfe ist das Stoppen der Blutung zentral und lebensrettend, nicht die Reinigung der Wunde. Wenn eine Blutung schlicht nicht gestoppt werden kann, wenn eine Wunde auseinanderklafft oder wenn sie tiefer und länger ist, gilt das Vorgehen:

  • Patienten hinsetzen oder hinlegen
  • Verletztes Körperteil höher lagern (über Herzhöhe)
  • Atmung und Kreislauf sowie Wärmeerhalt des Patienten überprüfen
  • Blutung durch Druck auf die Wunde zu stoppen versuchen (ohne den Blutfluss komplett abzudrücken), am besten mit einem Druckverband wie dem Trauma Bandage
  • Patienten müssen unbedingt zum Arzt. Bei schwerem Blutverlust den Rettungsdienst rufen.

Auf jeden Fall zum Arzt sollen die Betroffenen auch bei grösseren Schürfwunden, längeren und tieferen Schnitt- oder Stichwunden, Rissquetschwunden (Platzwunden) oder bei Bisswunden und Schusswunden.

Starke Blutungen können rasch lebensbedrohlich sein

Der Rettungsdienst gehört dann auf den Platz, wenn es sich um grössere Stichverletzungen handelt, bei Schusswunden, bei schweren Blutungen nach Explosionen, wenn ein grösserer Gegenstand in der Wunde steckt oder wenn Körperteile oder Gliedmassen abgetrennt sind.

Grosse offene oder innere Wunden können schon innert kürzester Zeit zum Tod durch Verbluten führen. Rund zwei Drittel der vermeidbaren Todesfälle im Rettungsdienst gehen auf das Konto von Blutungen. Viele Verletzte sterben aufgrund des hohen Blutverlustes, bevor sie überhaupt ein Krankenhaus erreichen. Das Stillen einer Blutung durch die Ersthelfer und der rasche Transport durch den Rettungsdienst ins Spital haben deshalb oberste Priorität.

Bei starken Blutungen gilt:

  • Patienten hinsetzen oder hinlegen
  • Verletzte Körperstelle hochlagern, um das Ausfliessen von Blut zu verhindern
  • Kopf des Patienten möglichst tief halten, um die Durchblutung des Gehirns zu fördern
  • Kompresse oder dickes, sauberes Tuch auf die Wunde legen (keine Watte!) und mit der Hand so lange wie nötig auf die Wunde drücken
  • Rettungsdienst alarmieren
  • Bei Bedarf die betroffene Körperstelle abbinden, zum Beispiel mit einem Halstuch, Druckverband oder Tourniquet zwischen verletzter Stelle und dem Herz

Das richtige Erste-Hilfe-Material spart Zeit und rettet Leben

Vor allem dort, wo eine latente Gefahr für eine starke Blutung oder abgetrennte Gliedmassen besteht – zum Beispiel in Produktionsbetrieben, Schreinereien oder ähnlichen Umgebungen – empfehlen sich Druckverbände oder Tourniquets in der Betriebssanität.

Auch nach Explosionen oder im Falle eines Amoklaufs oder Terroranschlags sind diese Produkte wertvolle Lebensretter. Hier sind schwere Blutungen die häufigsten und zeitkritischsten Verletzungen und oft sind viele Menschen davon betroffen. Dann geht es zu Beginn einzig darum, viele Blutungen effektiv zu stillen. Tourniquet oder Druckverband helfen bei der wesentlichsten Erste Hilfe.

Nebst Untersuchungshandschuhen sind diese Produkte die Bestandteile der Trauma-Box, einer Entwicklung der IVF HARTMANN AG und der Deutschen Traumastiftung. Es gibt die Trauma-Box als Spender oder Beutel, der ins Rettungsfahrzeug, Sanitätszimmer oder in die Betriebsapotheke passt.