Richtig handeln bei Augennotfällen

Mit einem Augennotfall ist nicht zu spassen – viele dauerhafte Augenschäden und Erblindungen wären vermeidbar, wenn mehr Menschen wüssten, wie bei einem Augennotfall zu reagieren ist. In der Schweiz gibt es jedes Jahr rund 43'000 Augennotfälle. Mehr als zwei Drittel davon sind berufsbedingt.

Beitrag vom 24.6.2019

Mit einem Augennotfall ist nicht zu spassen – viele dauerhafte Augenschäden und Erblindungen wären vermeidbar, wenn mehr Menschen wüssten, wie bei einem Augennotfall zu reagieren ist. In der Schweiz gibt es jedes Jahr rund 43'000 Augennotfälle. Mehr als zwei Drittel davon sind berufsbedingt. Zwar verfügt das Auge selbst über Schutzmechanismen und Augenbrauen, Augenlider und Wimpern schützen vor einer Schädigung von aussen. Auch eine Schutzbrille kann zusätzlich helfen. Doch was ist zu tun, wenn das alles nicht genügt?

Was ist ein Augennotfall? 

Von einem Augennotfall ist die Rede, wenn eine meist akut auftretende Veränderung an einem oder beiden Augen ohne eine Behandlung zur Einschränkung des Sehvermögens oder zum Erblinden führen kann. In einigen Fällen sind ein sofortiges Handeln und eine Beurteilung durch Augenärzte dringend angeraten. Dazu gehören: 

  • Verletzungen der Augen wie Verbrennungen, Verätzungen, Fremdkörper, Prellungen 
  • plötzliche Sehstörung mit Blitzen, Russregen oder Nebel 
  • akuter Verlust des Sehvermögens an einem oder beiden Augen 
  • plötzlich erhöhter Augendruck mit starken Augenschmerzen und Übelkeit (Glaukomanfall) 
  • entzündetes, rotes Auge 

Die häufigste Ursache für Verletzungen am Auge: Fremdkörper 

Die am häufigsten auftretende Ursache für Augenverletzungen sind Fremdkörper, die ins Auge eindringen: Metallsplitter, Sand, Wimpern, Insekten, Pflanzenteile, die Liste ist lang. Die Augen jucken, brennen, sind gerötet oder bluten sogar. 

Behandlungsmöglichkeiten: Kleine Fremdkörper unter dem Unterlid lassen sich oft mit einem befeuchteten Wattestäbchen in Richtung Nase entfernen. Ist der Fremdkörper unter dem Oberlid, ziehen Sie das Lid an den Wimpern nach unten und klappen es über das Wattestäbchen nach aussen. 

Helfen weder Wattestäbchen noch fliessendes Wasser oder Zwinkern und Tränen, sollte unbedingt ein Augenarzt aufgesucht werden. Kleine Fremdkörper, die nicht aus dem Auge ragen, können Sie in der Zwischenzeit ohne Druck mit einer Kompresse zukleben. Ragen grössere Fremdkörper aus dem Auge, kann es beispielsweise durch eine Kaffeetasse aus Kunststoff geschützt werden. So dringt der Fremdkörper nicht noch weiter ein. 

Verbrennungen und Verätzungen  

Auch Verbrennungen oder Verätzungen mit Chemikalien können das Auge verletzen. Verätzungen mit Lauge führen schon nach Sekunden zu irreparablen Schäden. 

Behandlungsmöglichkeiten: In einem solchen Fall muss es so schnell wie möglich innerhalb von 15 bis 60 Minuten mit fliessendem Wasser oder einer Augenspül-Flüssigkeit ausgewaschen werden. Verkrampft sich das Lid, öffnen sie es unter Zug. Die schädigende Substanz muss unbedingt verdünnt und ausgespült werden. Aber passen Sie auf, dass ein zweites, vielleicht unbetroffenes Auge, keine Spülflüssigkeit abbekommt. 

Präventive Massnahmen am Arbeitsplatz: An Arbeitsplätzen mit erhöhter Gefahr für Augenverletzungen empfiehlt es sich eine Augendusche und neutralisierende Augenspülungen vorzuhalten. 

Andere Verletzungs- und Krankheitsmuster   

UV-Strahlung kann zu einer Entzündung der Augenbindehäute und der Hornhaut führen. Meistens tritt diese «Schweissblende» erst nach einigen Stunden auf und führt zu Kopf- und Augenschmerzen sowie zu Lichtempfindlichkeit. Sie verschwindet nach einigen Tagen wieder. In der Zwischenzeit können kühle Umschläge die Schmerzen lindern. 

Eine Bindehautentzündung kann eine allergische oder durch Viren oder Bakterien infektiöse Ursache haben. Die Augen jucken, tränen oder sind gerötet. Die infektiöse Bindehautentzündung ist hoch ansteckend und geht mit eitrig verklebten Augen, Fieber oder geschwollenen Lymphknoten einher. Betroffene brauchen nun antibiotische oder Kortison-haltige Augentropfen. 

Augenflimmern entsteht durch zu langes Arbeiten am Monitor oder durch eine starke psychische Belastung, häufig ist es auch ein Vorläufer oder Begleitsymptom einer Migräne. 

Netzhautlöcher- oder eine Netzhautablösung deuten sich häufig durch plötzlich auftretende Blitze, dunkle Punkte oder zunehmende Verschattungen an. In diesem Fall sollte am besten am selben Tag noch ein Facharzt aufgesucht werden, damit das Sehvermögen nicht beeinflusst wird. 

Beim Grünen Star (Glaukom) steigt der Augeninnendruck. Symptome sind eine Sehverschlechterung, Farb- oder Nebelringe um die Lichtquelle, starke Schmerzen, ein harter Augapfel, Übelkeit, Erbrechen und eine langsam reagierende Pupille. Sinkt der Augendruck nicht wieder, wird der Sehnerv geschädigt und der Betroffene erblindet. Ein Besuch beim Augenarzt ist deshalb dringend nötig.

Schmerzen oder andere Anzeichen fehlen allerdings bei einem Gefässverschluss der das Auge versorgenden Arterie. Ein Sehverlust kann die Folge sein. Sowohl Venen- als auch Arterienverschlüsse müssen schnellstmöglich vom Facharzt abgeklärt werden. Eine Therapie gestaltet sich – auch bei schneller Untersuchung oder Behandlung – als schwierig. 

Sehverschlechterungen oder Doppelbilder können zudem Symptome für Durchblutungsstörungen im Gehirn sein. Kommen Sensibilitätsstörungen, Sprechstörungen, Gangunsicherheit oder ein asymmetrischer Mundwinkel hinzu, alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst. Verdacht: Schlaganfall! 

Ist es wirklich ein Augennotfall? 

Es ist oftmals schwierig zwischen einem ernsthaften und eventuell gefährlichen Augenproblem und einer harmlosen Augenerkrankung zu unterscheiden. Im Zweifelsfall sollte immer ein Facharzt kontaktiert werden, um das weitere Vorgehen abzuklären.