Allergien: von Blümchen, Bienchen und lebensbedrohlichen Lebensmitteln

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Allergien sind vielfältig und nicht immer sind sie den Betroffenen überhaupt bekannt. Manche Allergien sind lästig, aber nicht wirklich bedrohlich, andere können lebensgefährlich sein. Wie können Ersthelfer:innen helfen?

Heuschnupfen kennen viele Menschen, rund 15 % der Bevölkerung sind betroffen. Auch auf Erdnüsse reagieren viele Menschen allergisch und schweizweit sterben jährlich 3-4 Menschen an einer allergischen Reaktion auf einen Wespen- oder Bienenstich.

Eine Allergie ist eine überschiessende Abwehrreaktion des Immunsystems auf eine Vielzahl von im Grunde harmlosen Umweltstoffen, sogenannte Allergene. Bei einer Allergie richten sich die Abwehrkräfte gegen Stoffe aus der Umwelt. Es gibt über 20’000 Substanzen, die eine allergische Reaktion auslösen können, alleine auf Lebensmittel reagieren rund 300’000 Schweizerinnen und Schweizer sehr sensibel.

Während Heuschnupfen an sich lästig aber wenig gefährlich ist, kommt es rund um Erdnüsse häufig zu heftigen Reaktionen. Doch die Erdnuss ist nicht das einzige Übel, es gibt jede Menge anderer Allergien auf Lebensmittel. Manche Menschen sind auf Erdbeeren, Avocado oder Ananas allergisch, viele auch auf Sellerie.

Wie erkennt man eine allergische Reaktion und wie kann sie verlaufen?

Typische erste Anzeichen für eine allergische Reaktion können Frösteln sowie eine Rötung und ein Juckreiz im Gesicht sein – was sich auf die Arme und auf den ganzen Körper ausweiten kann – und ein pelziges oder metallisches Gefühl im Mund oder Halsbereich. Die Haut schwillt an, die Nase trieft, die Augen röten sich und können eventuell anschwellen.

Während diesen Symptomen befinden wir uns in Grad 1 von 4 Phasen einer allergischen Reaktion. Je schneller die Reaktion nach dem Kontakt mit dem auslösenden Nahrungsmittel auftritt, desto wahrscheinlicher ist ein schwerer Verlauf.

In der zweiten Phase klagen Patienten über Übelkeit, müssen jedoch nicht erbrechen. Sie haben eine etwas heisere Stimme und husten. Das Atmen bereitet ihnen zunehmend Mühe und es sind pfeifende Atemgeräusche hörbar, vor allem bei der Ausatmung.

In der dritten Phase zeigen sich Schocksymptome mit sehr schnellem Puls (über 100 Schläge pro Minute) und tiefem Blutdruck: der obere Blutdruck liegt dann unter 100. Die Atemnot wird schwerer und es stellen sich Bewusstseinstrübungen ein.

Grad 4 ist die dramatischste Situation. Es tritt ein Atem- und Kreislaufstillstand ein und die Patienten müssen wiederbelebt werden, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Wie leistet man Erste Hilfe?

Bei einer allergischen Reaktion ist es wichtig, sofort zu handeln. Besser alarmieren Ersthelfer:innen den Rettungsdienst zu früh als zu spät. Dann müssen sie die Zeit bis zu dessen Eintreffen überbrücken:

  • Notfalltasche und Defibrillator holen und bereitmachen – Erste-Hilfe-Material sollte jeder Betrieb zur Hand haben, ab einer gewissen Betriebsgrösse macht auch ein Defibrillator Sinn.
  • Patienten bei Atemnot mit erhöhtem Oberkörper lagern, beruhigen und informieren, dass der Rettungsdienst unterwegs ist.
  • Ruhe bewahren – in einer dramatischen Situation mit starker Atemnot gilt es, die Patienten nicht durch eigene Nervosität oder Unsicherheit zusätzlich zu verängstigen.
  • Ist den Betroffenen ihre Allergie bekannt, haben sie allenfalls ein passendes Medikament dabei. Sind sie noch ansprechbar und können antworten, muss man sie unbedingt danach fragen und ihnen helfen, dieses Medikament einzunehmen oder es sich zu spritzen.
  • Den Blutdruck messen, diesen aufschreiben und sicherstellen, dass die Betroffenen nicht mehr mit dem die Allergie auslösenden Stoff in Kontakt kommen und sich die Reaktion dadurch weiter verstärkt.
  • Ab Grad 2, wenn sich eine Atemnot einstellt, kann man den Betroffenen grosszügig Sauerstoff verabreichen, am besten über eine Sauerstoffmaske. Ist zu diesem Zeitpunkt noch kein Rettungsdienst alarmiert worden, ist das der letzte Zeitpunkt, dies ganz dringend nachzuholen. Ein leichter Verlauf der Reaktion wird nun nämlich immer unwahrscheinlicher.
  • Zeigen die Erste-Hilfe-Massnahmen Wirkung, lässt sich Grad 3 einer allergischen Reaktion allenfalls verhindern. Ansonsten muss nun der Rettungsdienst übernehmen können. Er legt den Patienten sicherheitshalber eine Infusion, gibt ihnen weiter Sauerstoff und spritzt antiallergische Medikamente, Cortison und allenfalls kreislaufunterstützende Medikamente. Ist der Rettungsdienst noch nicht eingetroffen und verlieren Patienten das Bewusstsein, muss man sie in die Seitenlagerung bringen und die Atmung sowie den Blutdruck und den Puls überwachen.
  • Ist auch während der 4. Phase noch kein Rettungsdienst vor Ort, müssen die Betriebssanitäter oder Ersthelfer selber mit der Wiederbelebung beginnen. Ein Defibrillator kann helfen.
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